Täglich ein bunter Cocktail aus ärztlich verschriebenen Tabletten schlucken, ist für viele Menschen in der Schweiz nichts Aussergewöhnliches. Sind diese Medikamente in der gegebenen Dosierung nötig? Was sind die Folgen von Nebenwirkungen? Welcher Anteil der von den Krankenkassen übernommenen Heilmittel lagern ungenutzt im Apothekerkästchen zuhause?
Die Vereinigung für eine Starke Region Basel/Nordwestschweiz lud am 17. August zu einer Podiumsdiskussion in die UBS-Kundenhalle in Basel ein und wollte von Fachpersonen wissen: «Wie vermeiden wir unnötige Poly- und Übermedikation?»
Im Inputreferat erläuterte Prof. Dr. Samuel Allemann von der Universität Basel, dass die dreimonatige Einnahme von 5 Medikamenten bereits als Polypharmazie gilt. Diese ist nicht zwingend mit Übermedikation und folgeschweren Risiken gleichzusetzen. Je mehr Medikamente eine Person parallel einnimmt, desto grösser sind allerdings die Gefahren von Unverträglichkeiten und Belastungen. Allemann konnte zeigen, dass die Polypharmazie in der Schweiz regional unterschiedlich ausgeprägt ist: In den beiden Basel ist sie häufiger als im Durchschnitt der Schweiz. Menschen in Altersheimen wird häufig eine Vielzahl an Medikamenten verordnet. Unsachgemässe Medikation führt in der Schweiz zu mehreren Tausend Spitaleintritten mit gravierenden Gesundheits- und Kostenfolgen.
Unter der Moderation von Gaby Walther, Redaktionsleiterin des Wochenblatts für das Schwarzbubenland und das Laufental, diskutierten Dr. Lukas Engelberger, Gesundheitsdirektor Basel-Stadt, Lydia Isler-Christ, Apotheker-Verband Basel-Stadt, Monica Basler, neues Marthastift und Titus Natsch, Spitex Regio Birs über Ansätze zur interprofessionellen Zusammenarbeit im Umgang mit Multimedikation, über die Wichtigkeit der Weiterbildung im Pharmazie- und Pflegebereich und die kostendeckende Entschädigung bei Mehraufwänden zur Vermeidung von Übermedikation. Ein einheitliches elektronisches Patientendossier würde die Sicherheit im Umgang mit Medikamenten schweizweit erleichtern.
Die Vereinigung für eine Starke Region unterstrich eingangs und zum Schluss die Bedeutung der interkantonalen Zusammenarbeit in der Gesundheitsversorgung.
Karin Kälin und Felix Wettstein
Co-Präsidium Vereinigung für eine Starke Region Basel / Nordwestschweiz